Allerheiligengestecke selber machen
Bis vor 40, 50 Jahren, als es die Gestecke für den Grabschmuck noch nicht überall zu kaufen gab, fertigten die Menschen zu Allerheiligen Eigenkreationen für ihre verstorbenen Lieben an. Heute wollen das viele wieder tun – aber wer weiß noch, wie das damals ging? Wir klopften bei einer alten Bäuerin an und baten sie um ihr Know-how…
„Zuerst müsst ihr etwa einen Zentimeter dicke, gerade Äste sammeln, am besten, ihr nehmt sie vom Haselstrauch, Weide geht auch. Diese Stecken schneidet ihr in 20 bis 30 Zentimeter, gleich lange Stücke. Daraus wird der Topf gefertigt, in den man dann alles hinein steckt“, erklärt die Frau.
Und das geht so: Zwei Stände gegenüber auflegen, dann zwei Stecken darauf legen, so dass ein Quadrat entsteht. Mit einer Schnur die Ecken, die ein wenig vorstehen dürfen, verbinden und dann die nächste Ebene an Stecken auflegen und verbinden. Bis ein Gefäß aus Stäben und Zwischenräumen entstanden ist. Nun noch ein Brettchen als Boden daran nageln – fertig.
Alternativ-Tipp: Für alle, die dazu keine Geduld oder nicht genug handwerkliches Geschick besitzen: Man kann auch einfach einen Blumentopf verwenden…
„Dann braucht ihr Moos“, fährt die alte Frau fort, „das kann man aus dem Wald holen, wenn man weiß, wo welches wächst“. (Man kann es aber auch auf Bauernmärkten oder in Gärtnereien kaufen.) Das stopft man in die Töpfe hinein, schön fest, damit es das Gesteck gut halten kann.
Auch hier gibt es eine einfach käufliche Alternative: Steckschaum. Erhältlich in Gärtnereien und teilweise auch in Einrichtungshäusern.
Nun geht die alte Frau mit uns in ihren Garten: Immergrüner Efeu und Buchsbaum wachsen da – der Buchsbaumzünsler hat den großen Strauch offensichtlich noch nicht entdeckt! Die Berberitze liefert einen schönen Zweig mit roten Beeren, auch die robusten gelben und weißen Chrysanthemen sollen mit in den Schmuck fürs Grab. Dazu kommt die stachelige immergrüne Mahonie aus dem schattigen Garteneck, die ohnehin einen starken Rückschnitt braucht.
Jetzt werden die Pflanzen angespitzt, damit man sie gut in den Moosballen stecken kann. Und voilà – fertig ist das Gesteck (jetzt wissen wir auch, warum es „Gesteck“ heißt – weil es von „hineinstecken“ kommt!). „Wichtig ist der immergrüne Anteil neben den Blumen“, gibt uns die alte Frau noch mit auf den Weg, „zu Allerheiligen gibt es häufig Morgenfrost. Die Blumen sind dann schon am ersten Tag kaputt, man muss sie entfernen – aber der immergrüne Anteil bleibt. Und kann bis Weihnachten auf den Gräbern sein“.
Das ist natürlich nur EINE unter unzähligen Varianten, wie man seinen Grabschmuck selbst gestalten kann. Steckschaum gibt es auch als Kreuz, Herz oder Kranz, auch vorgefertigte Unterbauten aus Moos sind auf dem Markt. Neben Reisig, Strohblumen oder Erika (trotzen dem Frost besser als Chrysanthemen) sind auch Zapfen, Kugeln, Bänder, Kerzen und gefärbtes Stroh… geeignet, dem Friedhof zu Novemberbeginn ein wenig buntes Leben einzuhauchen.
Selbermachen spart aber (meist) nicht nur Geld – es hat auch einen wunderschönen Nebeneffekt: Man denkt an seine Verstorbenen. Anstatt schnell, schnell noch ein Gesteck zu kaufen, muss man sich überlegen, welche Zutaten das Kunstwerk braucht, muss alles besorgen und dabei einen kleinen Waldspaziergang machen, nimmt sich Zeit und stimmt sich so auf den Besuch am Friedhof ein. Möglicherweise denkt der eine oder andere dabei auch an seine eigene Vergänglichkeit und daran, was im Leben wirklich wichtig ist…
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